Wie seit vielen Jahren war auch in diesem Jahr der Landsknechttross 1504 wieder ein aktiver und mitgestaltender Teilnehmer der wunderschönen Schludernser Ritterspiele auf einem weiten Talboden in 921 m Höhe, umgeben von schroffen Berggipfeln und rauher Geschichte. Wie jedes Jahr reisten die Meisten von uns bereits ein paar Tage vor Festbeginn an, um den (Ober-)Vinschgau noch ausgiebiger genießen zu können und die Mittelaltersaison mit einem weiteren Höhepunkt ausklingen zu lassen. Die Wettervorhersage schien perfekt, denn für die drei Festtage waren Temperaturen zwischen 17°C nachts und 25°C tagsüber und keinerlei Regen vorausgesagt … ja, geregnet hat es nicht, aber die Temperaturen maßen deutlich über 30°C, was die Tage zu einer gewissen Herausforderung werden ließen.
Dieses Jahr waren wir mit etwa 50 Teilnehmern (davon viele Kinder) das größte Lager, was den enormen Vorteil hatte, dass für die meisten Dinge, die für das Gemeinwohl zu erledigen waren, stets viele helfende Hände zur Verfügung standen. Auch hatten wir mehrere Gäste, die mit uns lagerten und alle durch ihre nette und freundliche Art auffielen. Trotz der Größe der Gruppe, der vielen verschiedenen Charaktere und der enormen Hitze, herrschte überwiegend gute Laune im Lager.
Die Schludernser Ritterspiele hatten, wie jedes Jahr, von Morgens bis zum späten Abend ein randvolles Programm innerhalb und außerhalb der großen Arena, so dass sowohl die vielen Besucher, als auch die Unterhaltung suchenden Darsteller stets Kurzweil fanden. Viele Händler boten ihre unterschiedlichen Waren feil: von spezifischen „Mittelalter Bedarfswaren“ wie Körben, Holzschüsseln, Holzlöffeln, Stahlschwertern, Stoffen etc., bis Prinessinnen-Haarkränze, Holzschwerter und Blumenvasen und natürlich auch ein großes Angebot an Ess- und Vernaschbarem war vorhanden. Da sich unser Lager dieses Mal nahe der Tierställe befand, drehten den ganzen Tag über Ponnies und Kamele mit kleinen Kindern auf ihren Rücken Runden um uns herum. Eigentlich etwas, dass man aufgrund der vielfältigen Eindrücke ausblendet. Doch eines der Kamele trug großes Leid mit sich, von dem es sich tagsüber nichts anmerken lies, in der Nacht aber umso mehr: es hatte kürzlich sein Kalb verloren und rief die gesamte erste Nacht hindurch nach ihm.
Außer einfach nur gut auszusehen, hatten wir zwei Mal am Tag feste Termine: am Vormittag der große Umzug aller Mitwirkender durchs Lager bzw. am Samstag zusätzlich noch durch Schluderns. Diese waren (hoffentlich) für die Besucher ein Highlight und auf jeden Fall für die Teilnehmenden. Einige Hundert, zumeist prächtig und detailverliebt, Darsteller präsentierten sich: Fanfahren- und Fahnenschwingergruppen, mittelalterliche Bauern oder Edelleute, Ritter, Wikinger und zu einem das Gesamtbild prägendem Anteil die Landsknechte unterschiedlicher Waffengattungen und natürlich – früher wie heute von großer Bedeutung – der Tross, bestehend aus Frauen, Kindern und Invaliden. Abends wurde mit ca. 200 unter Waffen stehenden Männern und Frauen die große Calvenschlacht, in der 1499 im nahe gelegenen Münstertal, schweizerische Truppen einer Überzahl kaiserlicher Landsknechte gegenüberstanden und diese dennoch durch eine List besiegten, nachgestellt. Was sich so harmlos anhört und für die Darsteller in erster Linie Spaß und das Publikum Unterhaltung bot, war in Wirklichkeit durch vielfältigste, schlimme Grausamkeiten gekennzeichnet: über 7000 Tote, die Ermordung aller männlicher Einwohner über 12 Jahren in den umliegenden Dörfern, Plünderungen, Vergewaltigungen …
Und was die Versorgung im Lager betrifft, so ging es uns ganz eindeutig besser als den Landsknechten früherer Zeiten. Anja hat uns am Donnerstag ein Curry-Gulasch zubereitet, Gerhard am Freitag Beuf la Motte mit Krautwickeln, Knödeln und Salat, Gitti, Michel und Tina am Samstag ein Paprika-Geschnätzeltes und Susi und Jost am Sonntag Kartoffel-, Kuskus- und Krautsalat mit verschiedenem Grillfleisch.
Für sehr nette Kurzweil war am Sonntag gesorgt: dort fand die 3. „Landsknechtsolympiade“ statt. Gemischte Gruppen aus Kindern und Erwachsenen maßen ihre Schnelligkeit, Geschicklichkeit, sowie ihr Kombinations- und Einschätzungsvermögen. Auch Simon und Phillip, unsere Schmiede, trugen dazu bei, Kinder glücklich zu machen, indem sie trotz großer Hitze den ganzen Tag in der Schmiede standen und kleine Kinderwünsche in Eisen schmiedeten.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auch dieses Jahr die Schludernser Ritterspiele ein Höhepunkt unserer Lagersaison war!